Inhalt des Stücks
Humoristisches Volksstück von Johann Nepomuk Nestroy, in einer Bearbeitung von Oliver Heinz Karbus
Die Gänsehüterin Salome Pockerl und Titus Feuerfuchs werden wegen ihrer roten Haare im Dorf verspottet und ausgegrenzt. Traurig über das Gift des Vorurteils klagt Salome: „Jetzt bleib i wieder allein z´rück. Und warum? Weil i die rotkopferte Salome bin! Dabei ist Rot so a schöne Farb! Die schönsten Blumen sind die Rosen, und die Rosen: sind rot!“
Auch Titus kritisiert die Gesellschaft: „So kopflos urteilt die Welt über die roten Haar! Das Vorurteil ist eine Mauer, an der sich noch alle Sturschädel, die dagegen angerannt sind, blutrote Köpf geholt haben.“
Titus hat seinen Wohnsitz mit der weiten Welt vertauscht und sucht auf der Wanderschaft sein Glück. Dieses stellt sich just in dem Moment ein, als er einem Friseur das Leben rettet, der ihm aus Dankbarkeit dafür eine schwarze Perücke schenkt. Zunächst irritiert, was ihm die neue Haarpracht nützen könnte, erkennt er bald die Chancen, die ihm dieser „Talisman“ ermöglicht. Die schwarzen Locken öffnen ihm die Tür zu einer neuen Karriere. Insbesondere die Damenwelt ist von dem wortgewandten und witzigen jungen Mann vom ersten Augenblick an fasziniert. Plötzlich umgarnen Titus die Gärtnerin Flora Baumscheer und die Kammerfrau Constantia. Sogar die Gräfin Frau von Cypressenburg nebst Tochter sind Feuer und Flamme.
Der Talisman scheint seinen Zweck zu erfüllen, er bringt Titus Ruhm und Anerkennung. Es bleibt jedoch die Frage: Sind Äußerlichkeiten wichtiger als Entscheidungen, die aus dem Herzen heraus getroffen werden?
Begleitende Worte
Der österreichische Shakespeare, oder „Der Talisman“, eine rothaarige Zumutung
Eigentlich wollte Johann Nepomuk Nestroy Dramen schreiben und als Heldendarsteller Karriere machen. Aber es sollte sein Talent zum Charakterkomiker und Komödiendichter sein, mit dem er beim Publikum durchschlagenden Erfolg hatte. Bis heute werden seine Stücke auch am Wiener Burgtheater rauf und runter gespielt und die Theaterwelt nennt ihn zurecht den österreichischen Shakespeare. Warum? Wie Shakespeare hat Nestroy nur wenige Geschichten selber erfunden, sondern aus bekannten Stoffen seine Komödien entwickelt. Wie Shakespeare hat er jeder seiner Figuren eine so eigene Sprache gegeben, dass wir sofort unsere Nachbarn, unseren Chef, die Regierung oder gar uns selbst in ihnen erkennen. Wie Shakespeare lässt Nestroy seine Figuren immer wieder von der Bühne direkt ins Publikum sprechen und an ihren Gefühlen und Plänen teilhaben. Wie Shakespeare betreibt Nestroy die Übertreibungskunst, was ihm Thomas Bernhard naturgemäß nachmachen musste. Wie Shakespeare sieht Nestroy so tief in die Menschen hinein, dass seine Darsteller*innen groß aus sich herausgehen dürfen, um mit blutvollem SCHAU-SPIEL die Zuschauer mitzureißen.
Seit Shakespeares „Viel Lärm Um Nix“ wollte ich mit den Trauterfingern unbedingt auch den „Talisman“ machen, meinen Lieblings-Nestroy, der wie geschaffen ist für dieses in allen Altersgruppen großartige Ensemble. Von den Haupt- bis zu den kleinsten Nebenrollen, von den ältesten bis zu den jüngsten Mitspielenden – alle machen mit ihrer Begeisterung und ihrem Talent jede Probe zu einer großen Freude.
Im „Talisman“, diesem fast 200 Jahre alten Stück, geht es um die Ausgrenzung von Menschen wegen ihrer roten Haare. Nestroy meinte damit die Diskriminierung von Minderheiten überhaupt. Ein zeitlos aktuelles Thema. Eigentlich gar nicht lustig. Aber Nestroy, mit seinem Witz, versetzt es mit so viel Humor, dass es uns köstlich unterhält. Darum spielen wir dieses Stück. Ich wünsch´ gute Unterhaltung!
von Oliver Heinz Karbus, 21.05.2025
Jetzt mitmachen
Du suchst ein neues Hobby? Du hast vielleicht bereits Bühnenerfahrung? Dann werde Teil unseres engagierten Theaterteams.