
Franz Kranewitter
wurde am 18.12.1860 als Sohn eines Bauern und Zolleinnehmers in Nassereith, Tirol, geboren. Nach seiner Schulbildung am Gymnasium der Franziskaner in Hall in Tirol und in Innsbruck studierte er ab 1882 an der dortigen Universität Germanistik, Klassische Philologie und Geschichte. Während dieser Zeit schrieb er auch seine ersten Gedichte und wurde in den Akademischen Germanisten-Verein aufgenommen, welchem Zeitgenossen wie Josef Schatz, Oswald Zingerle, Alois Brandl, Rudolf Sinwel, Josef Seeber und Franz Lechleitner angehörten.
Nach seinem Studienabbruch 1886 lebte er als freier Schriftsteller sowie Kunstund Theaterkritiker. Kranewitter, welcher zu den „Stürmern und Drängern“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte, war maßgeblich an der liberalen und deutschnationalen Bewegung Jungtirol beteiligt: Er war u. a. mit Rudolf Christoph Jenny, Adolf Pichler, Anton Renk und Arthur von Wallpach bekannt. Beim Fackelumzug zum 80. Geburtstag von Adolf Pichler, der Kranewitters Weltanschauung stark bestimmt hat, trug er die schwarz-rot-goldene Fahne Pichlers von 1848.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er bei mehreren Zeitungen und Zeitschriften, u. a. Der Scherer, Die Zeit, Innsbrucker Nachrichten, Ostdeut - sche Rundschau, Österreichisch-Ungarische Revue, Tiroler Tagblatt.
Sein erstes Drama „Um Haus und Hof“, der ersten naturalistischen Bauerntragödie Tirols, mit der eine literarische Revolution einsetzte, erschien 1895. Das Werk, welchem eine scharfe Beobachtung und realistische Darstellung bäuerlicher Charaktere zugrunde liegen, wurde auf Anhieb ein Bühnenerfolg, entfachte aufgrund seiner Darstellungsweise aber auch helle Empörung.
Von 1905 bis 1925 verfasste er seinen großen Dramenzyklus „Die sieben Todsünden“, eine detaillierte Aufzeichnung todbringender Redeweisen und Verhaltensnormen in einer topographisch wie mental verschlossenen Dorfgemeinschaft. Kranewitters Figuren kämpfen darin gegen ihre Laster nicht an, sie sind ihnen ganz verfallen, so dass die Handlung zwangsläufig zur Katastrophe führt. Dadurch wird Kranewitters pessimistische Sicht auf den Menschen verdeutlicht: Der gute Wille kann nichts ändern, der Mensch ist ein Verurteilter, der sich selbst den Weg ins Verderben bereitet.
Zwei seiner Dramen, beide 1899 entstanden, widmete der heimatverbundene Autor der Tiroler Vergangenheit: „Michel Gaißmayr“ und „Andreas Hofer“. Mit diesen Stücken fand er nicht nur Anerkennung. Bei der Erstaufführung von „Andreas Hofer“ in Innsbruck 1903 kam es zu einem Theaterskandal, da sich das Volk seinen Helden-Mythos nicht zerstören lassen wollte. Trotz seiner Heimatverbundenheit beschreibt Kranewitter die dörfliche Umgebung doch als heroisch, ernst und düster, wie die Verse einer Tragödie. Diese Erfahrungen und Anschauung finden sich auch in seinem literarischen Schaffen wieder.
Sein komödiantisches Talent stellte Kranewitter unter Beweis mit Stücken wie „Die Teufelsbraut“. Das liberale, nationale und antiklerikale Gedankengut, das sein Denken formte, brach - te ihn in einen gewissen Gegensatz zu seiner Umwelt, so dass er viele Jahre lang um Gel - tung und Anerkennung in seiner Heimat ringen musste.
Von 1909 bis 1911 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Der Föhn. 1919 wurde Kranewitter zum Präsident der Tiroler Künstlerkammer gewählt. Seine Stücke wurden nun vermehrt von der Exl-Bühne aufgeführt, welche seine Bühnenwerke auch außerhalb Tirols bekannt machte.
1930 erhielt Kranewitter den Ehrenring der Stadt Innsbruck, wurde 1931 zum Ehrenbürger von Nassereith ernannt und erhielt das goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich sowie 1935 das Österreichische Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft. 1933 wurden seine Gesammelten Werke durch die Adolf-PichlerGemeinde in Innsbruck herausgegeben.
Kranewitter starb am 04.01.1938 in seinem Heimatdorf Nassereith an den Folgen einer langwierigen Darmkrankheit und einer Lungenentzündung. Er liegt auf dem Innsbrucker Westfriedhof begraben.
Quellen:
Deutsche Biographie: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118813439.html
Lexikon Literatur Tirol: orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f
Österreichisches Biographisches Lexikon: www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kranewitter_Franz_1860_1938.xml
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kranewitter