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Johann Nestroy

Johann Nestroy

wurde am 7. Dezember 1801 als zweites von acht Kindern einer angesehenen Wiener Bürgerfamilie geboren. Nach Besuch der Volksschule und des Gymnasiums begann Nestroy 1819 ein Philosophie- und ab 1820 ein Jura-Studium an der Universität Wien. Wie sein Vater sollte er Jurist werden, brachte aber von Anfang an kein Interesse für diesen Beruf auf. Stattdessen entdeckte er seine Leidenschaft für das Sing- und Sprechtheater. Er vernachlässigte sein Studium und brach es 1822 komplett ab, um sich gänzlich seiner Gesangsausbildung (Stimmlage: Bassbariton) zuzuwenden. Bereits am 8. Dezember 1818 gab er sein Bühnendebüt mit der Basspartie in Georg Friedrich Händels Oratorium „Timotheus“ im Redoutensaal der Wiener Hofburg.

Wanderjahre & Aufstieg

Im Jahre 1822 lernte Johann Nestroy Wilhelmine Nespiesni kennen. Die Schwiegermutter in spe verschaffte ihm durch ihre Beziehungen ein Engagement an der Wiener Hofoper. Dort sowie am Wiener Theater am Kärntnertor sang er den „Sarastro“ in Mozarts „Zauberflöte“. Mit seinem Debüt gelang Nestroy ein durchschlagender Erfolg, so dass er in weiteren Rollen besetzt wurde und an der Hofoper einen Vertrag für zwei Jahre erhielt.

1823 heiratete der damals 22-Jährige die 19-jährige Wilhelmine und reiste mit ihr zu seinem ersten Auslandsengagement nach Amsterdam, wo er am Hoogduitse Schouwburg (Deutsches Theater) debütierte. Mit über zweihundert Gesangs- und Sprechrollen brachte dieses Engagement seinem Spieltrieb reiche Entfaltungsmöglichkeiten. In Amsterdam wurde 1824 der gemeinsame Sohn Gustav geboren. Am 13. August 1825 stand Nestroy das letzte Mal in Amsterdam auf der Bühne. Er ging zunächst nach Brünn, danach trat er abwechselnd auf der Grazer und der Preßburger Bühne auf. Zu dieser Zeit wandte sich Nestroy zunehmend von Gesangsrollen ab und wechselte von der Opern- zur Theaterbühne, auf der er sich zum Komiker entwickelte. Ende 1828 schrieb er mit dem Zauberspiel „Dreißig Jahre aus dem Leben eines Lumpen“ sein erstes abendfüllendes Stück.

Nachdem die sich in der Provinz langweilende Wilhelmine ihn 1827 wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, lernte Nestroy in Graz die Schauspielerin Marie Weiler kennen, mit der ihn eine lebenslange, aufgrund seiner zahlreichen Affären jedoch nicht immer reibungslose Beziehung verband. Das Paar hatte drei gemeinsame Kinder, Carl, Marie und Adolf.

Nach Gastspielen in Klagenfurt und Lemberg endeten Nestroys Wanderjahre an den verschiedenen Provinzbühnen 1831 mit einem ständigen Engagement als Bühnenautor und Komiker am Theater an der in Wien, wo seine Karriere als eifriger Theaterschriftsteller begann. Wie schon als Schauspieler erreichte Nestroy auch als Bühnenautor seinen Durchbruch bei Publikum und Kritik. 1833 entstand das bis heute bekannteste und am meisten gespielte Werk aus seiner Zauberspielphase: „Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt“, eine Parodie auf die Wiener Volkstheatertradition des Besserungsstücks. Dieses wird zwischen 1833 und 1881 über tausendmal gespielt. Erstmals zeigt sich hier deutlich sein dramaturgisches Konzept einer realistischen Fabelführung: Die Handlung strebt dem schlechten Ausgang zu, das als aufgesetzt erkennbare gute Ende verweist den Zuschauer auf die Unmöglichkeit einer solchen glücklichen Lösung in seiner eigenen Wirklichkeit. Ab 1834 wendete sich Nestroy von den Zauberstücken seiner ersten Autorenzeit hin zur Lokalposse, zur Parodie und zur volkstümlichen Satire.

1839 folgte mit dem Leopoldstädter Theater ein weiteres Engagement, so dass Nestroy nunmehr für zwei Bühnen schreiben und spielen musste. Die Verpflichtung, jährlich zwei neue Stücke abzuliefern, bedeutete für Nestroy Aufstieg und Sicherung der bürgerlichen Existenz.

Künstlerischer Höhepunkt

In dieser zweiten Phase seines dramatischen Schaffens von etwa 1840 bis 1848 wandte sich Nestroy noch stärker der sprachlichen und dramaturgischen Ausformung der satirischen Posse zu. „Der Talisman“ steht am Anfang von jener Periode Nestroys, die als sein künstlerischer Höhepunkt anzusehen ist. In diesen acht Jahren gelang es Nestroy, konsequent Fabel und Handlung auseinandertreten zu lassen, um in realistischer Weise die gegebenen sozialen Spannungen des Vormärz sichtbar zu machen. „Der Talisman“ etwa zeigt, wie ein mittelloser und durch das gesellschaftliche Vorurteil gegen rote Haare marginalisierter Geselle durch Perücken in wechselnden Haarfarben seinen letztlich prekären sozialen Aufstieg zu inszenieren vermag. Nestroy fing in den Komödien dieser Zeit sein gesellschaftliches Umfeld, die Welt der Bürger und Spießer ein und entwickelte sich zum politischen Satiriker.

In den Jahren 1841 bis 1847 absolvierte Nestroy jährlich große Sommer-Auslandstourneen, die ihn bis Hamburg (1841) und Berlin (1844) führten. Mit diesen Gastspielreisen begeisterte er auch das Publikum in Deutschland und legte so den Grundstein für seine weit über Wien und Österreich hinausreichende Wirkung.

Als Teilnehmer an den Revolutionen von 1848 spiegelt sein Werk den neuen liberalen Geist wider, der sich damals in ganz Europa ausbreitete. Im Zuge dessen nutzte Nestroy als Autor den Wegfall der Zensur, ein Zustand, der allerdings nicht lange andauerte. Manche der in dieser Zeit entstandenen sozialkritischen Volksstücke, die das gesellschaftspolitische Engagement des Satirikers Nestroy beweisen, wurden von ihm deshalb nicht zur Aufführung freigegeben und sind erst aus seinem Nachlass bekannt geworden.

1854 übernahm Nestroy die Direktorenstelle des Carltheaters, das 1847 aus dem Leopoldstädter Theater hervorging, und hatte diese bis 1860 inne. Die finanzielle Leitung des Theaters wie auch alle privaten Geschäfte lagen in den Händen von Marie Weiler, deren umsichtiger Kalkulation Nestroy ein ansehnliches Vermögen verdankte. Die Stücke der letzten Phase von 1850 bis 1859 sind weniger satirisch-aggressiv, sie wirken eher resignativ und von bitterem Pessimismus getönt.

Letzten Jahre & Nachwirken

1860 trat er in den Ruhestand und verbrachte seinen Lebensabend in Graz, um nur noch zu Gastspielen nach Wien zurückzukehren. Er starb am 25. Mai 1862 an den Folgen eines Schlaganfalls. Von Graz nach Wien überführt, wurde Nestroys Leichnam zunächst auf dem Währinger Friedhof beigesetzt und fand schließlich zusammen mit den sterblichen Überresten von Marie Weiler in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof seine letzte Ruhestätte.

Mehr als 80 Volksstücke und Lustspiele flossen Nestroy im Laufe seiner Karriere aus der Feder – eine wahre Serienproduktion von Publikumserfolgen. Die Leistung des Dramatikers wurde zu Lebzeiten noch überblendet von einer geradezu legendären Bühnenpräsenz als Interpret seiner maßgeschneiderten Stücke. Im Laufe seiner 40-jährigen Bühnentätigkeit trat Nestroy in rund 880 Rollen auf, sowie als Theaterdirektor mit operettentauglichem Privatleben. Er war vermutlich neben Raimund der populärste Wiener Volksstückautor des Vormärz und ein Vorgänger von Ludwig Anzengruber. Nestroys Aufstieg als Klassiker beginnt ab 1912, nach Ende des zweiten Weltkriegs kommt es endgültig zu einer Nestroy-Renaissance. Viele von Nestroys Stücken gehören heute zum Standardrepertoire der deutschsprachigen, insbesondere der österreichischen Theater.

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